Nehmen wir also den Fall an, dass eine Frau beispielsweise behauptet, sie würde die Pille nehmen, wird aber dann doch schwanger. Oder nehmen wir den Fall an, beide wollen ein Kind und die schwangere Frau will auf einmal nichts mehr mit dem Vater zu tun haben, als sie erfährt, dass sie schwanger ist. In beiden Fällen ist es nicht selten, dass der werdende Vater sagt, unter diesen Umständen möchte er kein Kind haben. Für viele Männer stellt es ja auch eine soziale Härte dar, wenn er ein Kind ernähren muss, es aber keine Arbeits- und finanzielle Teilung mehr gibt, weil die Frau einen auf "alleinerziehend" macht. Eine soziale Härte, die je nach Lage des Einzelfalls eine Abtreibung rechtfertigen würde - wäre er eine Frau. Auch ein Kondom kann mal kaputt gehen und es gab in den Medien mal einen Fall, da hat die Frau sich den Samen des Mannes in die Scheide gerieben, während sie den entsetzten Mann frech angrinste. Ein krasser Fall besuchte im letzten Jahr unsere Selbsthilfegruppe. Ein Mann bekam einen Brief vom Rechtsanwalt, in dem er zur Zahlung von Kindesunterhalt aufgefordert wurde. Er hatte zwar mal mit der Frau geschlafen, wusste aber nicht, dass sie von ihm schwanger geworden ist. Unverschämter kann man Vätergefühle wohl nicht verletzen. Das ist eine Kränkung, die den Rest des Lebens des unschuldigen Kindes nachwirken kann, ein Trauma, für dessen Bewältigung in Deutschland kein Therapeut ausgebildet ist. Der Schock sitzt tief. Ich bin Papa, wusste nichts von der Schwangerschaft, bekomme kein Umgangsrecht angeboten und soll jetzt auch noch dafür zahlen. Schwerer kann man einen Mann nicht demütigen.
Wenn die Frau sich sorgt, schwanger zu werden, kann sie sich vom Arzt die Pille danach verschreiben lassen. Sie kann sie einnehmen und abwarten, bis sie ihre Wirkung entfaltet. Diese Entscheidung trifft die Frau alleine und muss den potentiell werdenden Vater dazu nicht befragen. Selbst dann, wenn er das Kind haben möchte und auch groß ziehen würde, kann die Frau die Pille danach gegen seinen Willen einnehmen. Im Moment gibt es ja groß angelegte Kampagnen, dass die Ausübung der Religionsfreiheit sehr hoch gehalten wird. Auch auf unserer Demo müssen wir berücksichtigen, dass betende Christen im Kölner Dom von uns nicht gestört werden. Es gibt aber auch christliche Religionen oder Glaubensgemeinschaften, die die Pille danach ablehnen. In diesem Fall ist die freie Religionsausübung nur Frauen möglich, Männern wird sie vorenthalten.
Entscheidet sich die Frau gegen die Pille danach, hat sie weitere drei Monate Zeit, sich mit der Frage der Abtreibung zu beschäftigen. Es wäre schön, wenn in dieser Zeit auch der Mann entscheiden könnte, ob er die Vaterschaft annehmen möchte, aber auch hier gibt es kein Vetorecht des Mannes. Macht die Frau ihn zum Vater, muss er dies bedingungslos anerkennen und wird auf jeden Fall zur Zahlung von Unterhalt verpflichtet. Umgekehrt, möchte ein Mann das Kind großziehen, die Mutter will das aber nicht, kann sie auch das durchsetzen. Sie kann sich bei Profamilia beraten lassen, ohne dass der Mann davon erfährt - selbst dann, wenn die beiden verheiratet sind. Sie bekommt ihren Beratungsschein, bekommt den Termin für die Abtreibung und kann diese durchführen - alles ohne den Papa, ob verheiratet oder nicht. Spätestens hier sind die Grenzen der Ethik und der Gleichstellung für mich deutlich überschritten. Für mich ist es ethisch nicht zu begründen und auch nicht zu verantworten, dass ein Kind deswegen getötet wird, weil die Mutter das Kind nicht will. Wenn der Vater alle Voraussetzungen erfüllt, das Kind großzuziehen, dann ist es aus meiner Sicht ethisch nicht mehr zu verantworten, dass das Kind trotzdem abgetrieben wird.
Die meisten Männer denken, wenn die drei Monate rum sind, ist der Zug abgefahren. Dann weiß ich, ob ich Papa werde oder nicht. Aber auch dies hat sich geändert. Am 1. Mai 2014 ist das "Gesetz zum Ausbau der Hilfen für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt" in Kraft getreten, das "jedermann" ermöglicht, ein Kind vertraulich zu entbinden und damit zur Adoption freizugeben. Das Gesetz wurde mit äußerst prekären Notlagen begründet, wurde aber zur Nutzung von "jedermann", also für jede Frau und jeden Mann in Kraft gesetzt. Da die Entbindung anonym ist, kann nicht geprüft werden, welchen sozialen Status die Mutter hat, ob sie verheiratet ist oder ob sie oder der Vater über ein soziales Umfeld verfügt, das als gedeihlicher Nährboden für eine förderliche Entwicklung des Kindes geeignet ist. Auch ein Mann könnte theoretisch in den Genuss des Gesetzes zur vertraulichen Entbindung kommen, wenn er das Kind in seinem Bauch tragen würde.
Selbst wenn ein Vater, der das Kind nicht will, darauf besteht, dass die Frau die Pille danach nimmt, dass die Frau abtreibt oder das Kind vertraulich entbindet, wird er zum Unterhalt für das Kind verpflichtet, wenn die schwangere Frau das Kind austrägt. Unterhalt ist ja nicht nur Geld, sondern auch die Betreuung und Pflege des Kindes. Die Mutter muss ihre Unterhaltspflicht nicht erfüllen. Sie kann auch danach noch das Kind in die Babyklappe stecken oder zur Adoption freigeben. Der Vater kann das nicht.
Da nun die Medien immer wieder über alleinerziehende Frauen berichten, die sich über den Vater beschweren, der sich "drücken" will, möchte eine Journalistin des ZDF gerne mal die andere Seite beleuchten. Sie sucht "einen Vater, der kein Kind wollte, vielleicht nicht mal wusste, dass er Vater wurde und dann aber per Rechtsanwalt zum Unterhalt verpflichtet wurde und darüber nicht glücklich ist und gerne mal seine Sicht der Dinge vor der Kamera erzählen würde. Ich weiß aus eigener Erfahrung von Freunden, das das kein Einzelfall ist – nur ist es nicht leicht, auch Männer zu finden, die darüber sprechen wollen. Deshalb würde ich mich freuen, wenn Sie mir da helfen könnten". Das tue ich natürlich gerne, denn auch in unserer Selbsthilfegruppe ist das ein ständiges Thema. Wer dem ZDF hier weiter helfen möchte, kann sich mit Kontaktdaten und kurzer Fallbeschreibung bei uns melden, unsere E-Mail Adresse ist Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Für Männer, die ungewollt Vater werden, brauchen wir ein ebenso umfangreiches Hilfeangebot wie für Frauen, die ungewollt schwanger sind. Insbesondere muss klar sein, dass die Mutter den Kindesunterhalt selber aufwenden muss, wenn sie dem Vater keinen angemessenen Umgang mit dem Kind anbietet. In vielen Ehen wird die Mutter überraschend schwanger, dann ziehen alle an einem Strang und ziehen das Kind gemeinsam groß. Diese Gemeinsamkeit wird Vätern, die außerehelich ungewollt Vater werden, vorenthalten.