20.05.2018, Hartmut Wolters - Angebote für Männer- und Väterarbeit gibt es in Deutschland unter Anderem von den Kirchen (Caritas, Diakonie), der Arbeiterwohlfahrt und dem Sozialdienst katholischer Männer. Institutionelle und unabhängige Angebote für Männer und Väter arbeiten ausschließlich täterorientiert. Männer und Väter werden als Defizitwesen angesehen. Geschlechtsspezifische Angebote für Männer und Väter beschränken sich auf Bereiche zwischen meditativer Arbeit und Anti-Gewalttrainings. Kommerzielle Angebote preisen den Männern Muskelaufbau, Alkohol und handwerkliche Aufgaben an (vergleiche z.B. Vatertag mit Bollerwagen). Sexuelle Potenz und Prostata sind die einzigen gemeinhin bekannten geschlechtsspezifischen Gesundheitsthemen. Ein depressiver Mann gilt nicht als antriebslos und überfordert, sondern als faul.
Mitunter werden Angebote für Väter mit Kindern angeboten. Voraussetzung für eine Teilnahme ist eine positive Bindung zum Kind. Einzig der unabhängige Verein MANNdat e.V. beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den authentischen Gefühlen und Bedürfnissen von Männern. Agens e.V., Trennungsväter e.V. und Forum Soziale Inklusion e.V. sind im Laufe der Jahre hinzugekommen.
Männer sehen sich selber geringschätzend. Sie sind in der Emanzipationsbewegung schlicht vergessen worden. Sie sehen sich selber als Ernährer und füllen nach Feierabend eine empfundene Lücke, die sie während der Arbeitszeit im Privatleben mutmaßlich hinterlassen. Väter ordnen sich in der Regel den Erziehungsvorstellungen der Mutter des Kindes unter. Sie degradieren sich – ohne dies wahrzunehmen – zum Diener der Frau oder Mutter des gemeinsamen Kindes. Unter Männern gibt es wenig Solidarität, oft gar Feindseligkeit. Zugang zu Ihren Gefühlen lernen Männer oft erst in psychotherapeutischer Behandlung.
So begegnen sich Männer, die nicht für soziale Aufgaben ausgebildet sind und sich für unabhängige Männer- oder Väterarbeit engagieren möchten, zuvörderst mit gegenseitiger Kritik an der Arbeit. Um dies zu vermeiden, ist die Väterbewegung seit über 30 Jahren versucht, den Blick auf Kinderrechte zu richten und von Väterrechten abzulenken. Dies wiederum führt dazu, dass Väter, die sich benachteiligt fühlen, sich nicht mit den existierenden Vätervereinen identifizieren. Darüber hinaus werben die Vätervereine bei Betroffenen um Mitgliedschaft, was zur Folge hat, dass sich eine aktive Schicht nicht in die Breite entwickelt, weil die Mitglieder bereits aufgrund der schwierigen Situation, wegen der sie Hilfeangebote aufgesucht haben, mehrfach belastet sind.
Nur wenige Keimzellen haben sich von dem oben beschriebenen emanzipiert und bieten, allen Widrigkeiten zum Trotz, authentische Männer- und Väterarbeit an. Auch Jungenarbeit gehört dazu. Diese gilt es zu stärken und mit positiven Emotionen zu versehen.